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Im Arbeitsleben angekommen

Michael Winteler hat einen Teil seiner beruflichen Ausbildung in der Schreinerei der zuwebe gemacht. Heute arbeitet er bei der Schreinerei Elsener in Finstersee. In diesem Bericht erzählt er von den guten Erfahrungen aber auch Herausforderungen, die er beim Einstieg in die Arbeitswelt erlebt hat.

"Zuerst habe ich mit einer Ausbildung als Fachmann Betriebsunterhalt EFZ begonnen, da ich in diesem Beruf meine vielseitigen Fähigkeiten und Interessen weiter ausbauen konnte. Ich fand eine Lehrstelle bei der Gemeinde Cham. Mit der Zeit hatte ich aber Schwierigkeiten in der praktischen Ausbildung. Es zeigte sich, dass ich das Asperger-Syndrom habe. Aus diesem Grund wurde die Lehre dann von Seiten Lehrbetrieb nach zwei Jahren abgebrochen.

Erfolgreiche Ausbildung mit Ehrenmeldung
Ich wechselte dann in die zuwebe und machte ein Praktikum im Betriebsunterhalt. Danach konnte ich die Praktische Ausbildung PrA Schreinereiabsolvieren. Weil dies so gut lief und ich  auch die notwendigen schulischen Voraussetzungen mitbrachte, suchte ich mit meinem Job Coach Nadja Schäuble eine EBA-Lehrstelle im ersten Arbeitsmarkt. Nach einer längeren Schnupperzeit in der Schreinerei Baumgartner in Zug erhielt ich die Zusage. Ich startete im Sommer 2016 die Lehre und bestand diese im Sommer 2018 mit einer Note von 5.3 und einer Ehrenmeldung.

Nun war es mein Ziel auch noch die EFZ-Lehre zu schaffen. Weil dies bei der Schreinerei Baumgartner nicht möglich war, suchten wir eine EFZ-Lehrstelle, welche ich dann in der Schreinerei Zimmermann in Weggis gefunden habe. Am Anfang lief alles gut. Mit der Zeit wurden mir die Anforderungen im Betrieb und in der Schule aber zu viel. Nach mehreren Gesprächen haben wir gemeinsam beschlossen die Lehre abzubrechen und eine Stelle zu suchen. Ich durfte dann einen sechs-monatigen Arbeitsversuch in der Schreinerei Elsener in Finstersee machen.

Spannende Aufgaben und ein tolles Team
Beim neuen Arbeitgeber lief es sehr gut und sowohl ich, als auch mein Chef Seby Elsenerwaren rundum zufrieden. Im Dezember 2019 konnte ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag unterschreiben. Hätte ich nochmals die Chance von vorne zu beginnen, würde ich alles genau gleich machen. Ich konnte so viel lernen und viele Erfahrungen sammeln. In der Schreinerei Elsener gefällt es mir sehr gut und trotz des Höhenrausches (Finstersee 780 m. ü. M.) passt beruflich alles. Besonders toll finde ich das Arbeitsklima. Ich schätze den respektvollen Umgang im Team und dass sich alle Zeit nehmen, mir etwas genauer zu erklären oder das Vorgehen gemeinsam zu besprechen. Zudem gefällt mir die Flexibilität, was die Arbeitszeiten und freien Tage anbelangt. Ich schätze die grosse Abwechslung und auch das Vertrauen und die Verantwortung, die mir hier übergeben wird.

Im ersten Arbeitsmarkt zu arbeiten, kann herausfordernd sein, weil man mit Stress und Druck konfrontiert wird. Ich bin der Meinung, dass man an Herausforderungen wachsen kann. Ich habe spät erfahren, dass ich das Asperger Syndrom habe. Man kann in Problemen denken oder in Lösungen. Und ich habe das Gefühl, ich habe in Lösungen gedacht und mir überlegt, wie ich trotz diesen Umständen meine Ziele verwirklichen kann. Mir war immer wichtig wegen dem Asperger Syndrom nicht anders behandelt zu werden. Mein Durchhaltewillen und mein Ziel, zu sein wie alle anderen aber auch meine Leute um mich herum haben dazu beigetragen, dass ich heute hier stehe, wo ich bin. Ich danke meiner Mutter, Maria Harksen, Erika Vetter, dem Wohnen Feldpark, Nadja Schäuble und allen Betrieben, die mir diese Chancen ermöglicht haben. Geholfen hat mir in all den Jahren auch, dass ich seit fünf Jahren im Wohnen Feldpark der zuwebe wohne. Dies gab mir Sicherheit und eine gewisse Struktur. Aber auch meine Degus und das Hobby Tauchen haben mir geholfen. Durch die Konzentration, die ich in den Tauchferien brauchte, konnte ich wirklich gut abschalten. Es gibt immer wieder Baustellen, an denen ich arbeite — aber das ist ja bei allen so. Mein nächstes Ziel ist es, bald in eine eigene Wohnung zu ziehen."

Michael Winteler, Mitarbeiter Schreinerei Elsener, Finstersee

Buch

Ausbildungsniveaus zuwebe

Supported Education

Jugendliche absolvieren ihre gesamte Ausbildung in einem Betrieb in der freien Wirtschaft. Ein Job Coach der zuwebe begleitet die Jugendlichen sowie die Lehrbetriebe während der Ausbildung, bis zum erfolgreichen Lehrabschluss.

Praktische Ausbildung (PrA)

Die Praktische Ausbildung steht Menschen mitLernschwierigkeiten offen, die keinen Zugang zu einem anerkannten Berufsabschluss wie EBA oder EFZ haben.

Eidgenössisches Berufsattest (EBA)

Die Ausbildung dauert 2 Jahre und richtet sich an Personen, die eher praktisch begabt sind als schulisch. Die Praxis wird in einem Lehrbetrieb und die Theorie an einem Tag pro Woche an derBerufsfachschule vermittelt. 

Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ)

Die Ausbildung dauert 3-4 Jahre und wird durch Theorie in der Berufsschule sowie praktischem Wissen in einem Lehrbetrieb vermittelt. Nach derAusbildung EFZ hat man die Möglichkeit eine höhere Berufsbildung zu besuchen. Während oder nach der Lehre ist es möglich die Berufsmatura zu machen. 

"Die Vielfalt macht das Ganze aus"

Michael Winteler, Seby Elsener, Schreinerei Elsener, Finstersee"Die ganze Geschichte mit Michael ist für uns eine Bereicherung. Er bringt viele Stärken und grosse Sozialkompetenzen mit, arbeitet sehr eigenständig und trägt mit seiner offenen Art zum Klima im Betrieb bei. Durch seineEBA-Lehre als Schreinerpraktiker und seine mehrjährige Erfahrung in verschiedenen Schreinereien bringt er gute Fachkompetenzen und Know-how mit. Die Zusammenarbeit mit der zuwebe erleben wir unbürokratisch und doch sehr klar. Es besteht eine sehr gute kommunikative Ebene und eine gegenseitig grosse Offenheit in der Zusammenarbeit mit Michael und Nadja Schäuble, welche ihn als Job Coach begleitet. 

Für uns als Betrieb – also aus Arbeitgebersicht - ist dieser Weg ideal. Dass Nadja als Job Coach die ersten Monate begleitet, gibt uns Sicherheit. In der heutigen Zeit steht vieles im Zeichen von Rationalisierung und Leistung. Wir als Betrieb gehen bewusst einen anderen Weg. Das ist manchmal eine Gratwanderung. Für uns liegt gegenseitiges Verständnis und Nachhaltigkeit im Zentrum. Integration zu ermöglichen stellt für mich eine Selbstverständlichkeit dar. Unser Betrieb hat deshalb schon oft Personen eine Türe geöffnet und wir sind stets bestrebt, Lösungen zu finden und Chancen anzubieten. Klar, es braucht Engagement im Verständnis und im Handeln und eine gemeinsame Haltung, die von allen Mitarbeitenden mitgetragen wird. Aber aus unserer Sicht – in der Gesamtbetrachtung – kommt im Leben all dies wieder zurück." 

Seby Elsener, Inhaber und Geschäftsführer Schreinerei Elsener, Finstersee

  • Man kann in Problemen denken oder in Lösungen. Und ich habe das Gefühl, ich habe in Lösungen gedacht und mir überlegt, wie ich trotz diesen Umständen meine Ziele verwirklichen kann.

    Michael Winteler

Kontaktperson